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Die nachfolgenden Ausführungen über die Seligenstädter Klostermühle haben neben dem rein technischen sowie historischen Informationen auch eine andere Intention: Unseren Besuchern wird mittels dieser Mühle ein Stück Geschichte näher gebracht.

Es ist eine Geschichte, die mit dem Aufschwung der Technik und der wirtschaftlichen Entwicklung einherging und die uns Alle zu dem geführt hat, wo wir heute stehen. Technisch hoch entwickelt, zivilisiert, industrialisiert. Damit wird die Bedeutung der Mühle zu einem wichtigen Stück Tradition:

Im Lexikon finden wir unter dem Begriff Tradition folgende Definition:
„Unter Tradition wird in der Regel die Überlieferung der Gesamtheit des Wissens, der Fähigkeiten sowie der Sitten und Gebräuche einer Kultur oder einer Gruppe verstanden. Tradition ist in dieser Hinsicht das kulturelle Erbe, das von einer Generation zur nächsten weitergegeben wird. Wissenschaftliches Wissen und handwerkliche Kunst gehören ebenso dazu, wie Rituale, moralische Regeln und Speiseregeln.“

Tradition ist ein Begriff, der heutzutage einen eher konservativen, „vermoderten“ Beigeschmack besitzt.

Allerdings ist es nicht nur meine Ansicht, das eine gewisse Verbundenheit, sagen wir besser das Bewusstsein über die eigene Geschichte erst eine moderne, stabile Gesellschaft hervorbringt. Leider gibt es viele Anzeichen, die in der heutigen Zeit eine nachlassende Bedeutung und mangelndes Interesse an Tradition erkennen lassen. Die weiteren Folgen sind nicht absehbar, aber Thema vieler Publikationen.

Wir tun in der Mühle unser Bestes, die Tradition zu „leben“ und den Besuchern zu vermitteln. Das dies gelegentlich gelingt, wird durch die Eindrücke verdeutlicht, die wir bei sonntäglichen Besuchern erleben. Kinderaugen leuchten und staunen wenn Sie die großen, sich drehenden Räder sehen oder den riesigen Hammer der Ölpresse hochheben dürfen. Nicht jedes Kind wird völlig verstehen, was hier passiert und manch einem Kind ist schlicht zu laut in der Mühle…. Erwachsene sind fasziniert, wenn man Ihnen die Technik und Arbeitsabläufe näher bringt. Ungläubiges Staunen über den immensen Aufwand, den die Herstellung eines heute meist unbeachteten Grundnahrungsmittel benötigt. Wobei der Anteil derer, die Mehl auch zu Hause in kleinen Mühlen mahlen relativ hoch ist. Vielleicht ist es auch nur das besondere Interesse, die diese Personen vermehrt in die Mühle zieht. Das Öl dagegen kauft man heute nur noch, mir ist aber ein einziger Besucher in Erinnerung geblieben, der die Maße der Ölpresse abnahm um selbst eine solche Presse nachzubauen. Ich hoffe er war erfolgreich…

(Was „Mehl“ eigentlich bedeutet, wird sehr eindrücklich verdeutlicht, wenn man in der Zeitung von Hilfslieferungen in Hungergebiete liest. Mehl ist dann für Not leidende Menschen mehr als ein Nahrungsmittel, es ist die intensivste Form von direkter Überlebens-Hilfe.)

Nicht selten erleben wir ältere Besucher(innen), die sich selbst noch an aktive Mühlen in Ihren Heimatdörfern erinnern, die sich dann erinnern das es damals in „Ihrer“ Dorfmühle genauso charakteristisch gerochen hat, das die einmaligen Geräusche die Erinnerungen an Ihre Kindheit auslösen….

Der Anteil der Menschen mit eigener „Mühlenerfahrung“ wird immer kleiner, und gerade deshalb ist diese Klostermühle, wie alle anderen noch begehbaren Mühlen, Wasserkraftwerke oder andere „Technikrelikte“ so wertvoll. Der Wert liegt nicht im finanziellen, er ist wahrlich unermesslich und sollte unbedingt erhalten werden.

Die Mühle wird von Mitgliedern und Unterstützern des Fördervereins historisches Seligenstadt betrieben und von diesem Verein kommt auch die finanzielle Unterstützung. Allerdings langen die Mittel nur zu einem Bruchteil aus, die laufenden Kosten zu decken. Das Land Hessen trägt daher einen sehr großen finanziellen Anteil, ohne den wir die Mühle nicht betreiben könnten. Zu Zeiten der immer größer werdenden Haushaltslöcher und Kürzungen ist dies besonders erwähnenswert, auch wenn die neuste Entwicklung eine gewisse finanzielle Begrenzung andeutet. Wir hoffen, das diese Unterstützung nicht irgendwann eingestellt wird, es wäre (wie überall) ein Schritt in die falsche Richtung.

Für die Unterstützung des Landes Hessen und ebenso der Verwaltung der hessischen Schlösser und Gärten mit allen Mitarbeitern möchten wir uns besonders bedanken. Der Dank gilt auch allen unseren Müllern und deren Familien, die diese ehrenamtliche Tätigkeit jeden Sonntag zwischen Mai und September ausüben. Wir haben übrigens einen „echten“ Müllermeister unter uns, der dieses Handwerk von der Pike auf gelernt hat, bei Gesprächen mit ihm erfährt man immer wieder etwas Neues.

Wer Interesse an einer aktiven Beteiligung in unserem Verein hat kann sich gerne an uns wenden. Nun aber viel Spaß beim Kennenlernen „unserer“ Mühle, der KLOSTERMÜHLE in SELIGENSTADT.

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Kontakt

Förderkreis Historisches Seligenstadt e.V.
Postfach 200 020
63493 Seligenstadt

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